Literatur

Alle Texte basieren auf meinen Gedanken. Diese müssen nicht unbedingt für jeden nachvollziehbar, noch literaturspezifisch richtig sein. Ich berufe mich hier auf meine Meinungsfreiheit und künstlerische Freiheit. Ich bitte um sensiblen Umgang mit den Inhalten. 

Poesie

Was ist nur mit der Jugend los - Ein Essay

Die Jugend von heute ist nicht mehr das, was sie einmal war. Die jungen Menschen kennen keine Moral. Das, was früher galt, gilt heute nicht mehr. Das Erziehungssystem gerät an seine Grenzen. Die Förderung der heutigen Kinder wird durch Erziehende, Sozialarbeitende, Pädagog*innen und andere Unterrichtshelfer*innen insoweit umgesetzt, dass die Massenbespaßung erträglicher, aber nicht besser wird. Das Objekt „Kind“ soll nach den Normen beschult werden. Die Erziehungsmethoden, die vom Elternhaus kaum umgesetzt sind, verlagern sich jetzt großflächig in die Kindergärten und weiterführenden Schulen. Die Klassenräume sprengen mit ihrer Geräuschkulisse die arbeitsschutzrechtlich vorgeschriebenen Dezibel und bringen so manche Lehrkraft um ihr restliches Gehör. Da hilft auch kein Teppich oder eine Deckendämmung. Dabei sollten die Pädagog*innen doch unser Wegweiser sein! Die Säer der Samen, die dann spätestens im Abitur Früchte tragen! Das Kind soll doch schließlich studieren. Und die Wirtschaft bereichern. Dabei weiß doch oft die Lehrkraft selbst nicht, was der pädagogische Weg ist, wenn Jonas mit dem gefürchteten ADHS nicht stillsitzen kann. Was ist mit den scheinbar Begriffsstutzigen? Mit denen, die den Nürnberger Trichter nicht kennen? Die mehr Zeit brauchen als die anderen, die nur lernen, um zu gefallen? Die fallen dann durchs Raster, werden kriminell und haben keinen Platz in der Welt. Für die bleibt dann die Arbeit bei den Stadtgärtnern übrig, weil das „einfache Arbeiten“ sind. Übrigens ein Zitat eines Auszubildenden mit Abitur. Der Matthäus-Effekt wischt sich mit Stolz die Tränen weg.

Khalil Gibran berichtet in seiner Rede über „Eure Kinder“:

„Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts noch verweilt es im Gestern.“

Die Kinder leben in einer Zukunft, die wir nie erreichen werden. Punkt. Deswegen machen all die Erziehungsmaßnahmen, die heute noch von früher angenommen werden, keinen Sinn. Wir sollten uns eher Gedanken darüber machen, in wie weit wir sie reduzieren können. Einige Erwachsene fordern Höflichkeit und blanken Gehorsam. Militärische Sitzordnungen sorgen für die nötige Kälte in der Beziehungsgestaltung. Den Rücken schön gerade, ziehen sie demütig die Mütze herunter, sobald die Lehrkraft den Raum betritt. Der Pädagoge oder die Pädagogin selbst aber vehält sich selbst wie ein Kind, wenn es um Veränderung geht. Eine moderne Interpretation vom Suppen Kaspar wird spontan inszeniert. Da wird trotzig auf den Boden gestampft: „Nein, das will ich nicht. Nein, das mag ich nicht. “ Alle Ideen, alle guten Ratschläge und Kreationen werden dann fein säuberlich nach Alphabet in die Akte abgeheftet, in der Herzensangelegenheiten verräumt wurden. Die Jugend von heute, sollte man meinen, will von uns nicht verstanden werden.

Schon Sokrates (470-399 v. Chr.) sagte einmal:

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Das ist doch nichts Neues! Generation Z kursiert 2021 wie die Heuschreckenplage über die Bevölkerung. Angst und Bange wird einem! Dabei sind es junge Menschen, die genauso Sicherheit, Wertschätzung und Liebe brauchen wie die Generationen des Alphabets zuvor. Und wer 90 Minuten Frontalunterricht überlebt hat, der kann ein bisschen nachvollziehen, wie es denen geht, die mit mehr Medien groß geworden sind als man selbst. Und statt auf dem Handy zu snapchatten haben wir kleine Zettel geschrieben und diese dann als Medium benutzt, wenn der Nachmittagszerfall eingesetzt hat. Not macht erfinderisch. Der Drang nach Expansion ist sowas von jugendlich. Das Streben nach Jugendlichkeit ist so erfrischend, dass das sogar Schönheitschirurgen begeistert mit in ihre Broschüren aufnehmen. Und trotzdem lehnen viele das kategorisch ab, was mehr Fortschritt bedeutet. Während der Corona Pandemie wurde das deutlich, was schon ewig währt: Das alte System weist Krater auf, die kaum mehr zu flicken sind. Die Qualität, die Deutschland so auszeichnete, zeigt sich im Erziehungswesen deutlich zurückgeblieben. Blickt man in andere Länder sind alternative Lernmethoden deutlich hipper. Der Mensch als forschendes Subjekt hat mehr Priorität. Unternehmen profitieren von Mitarbeitenden, die Einzigartigkeit und Ideen mitbringen. Der Trend von der Kontrolle weg, hin zu mehr Flexibilität. Die Jugend von Heute kann sich nie entscheiden! Ständig wechseln sie, bleiben nicht am Ball. Ja, wenn Vielseitigkeit heutzutage willkommen wäre, wäre das doch super! Menschen, die aus verschiedenen Berufsfeldern Wissen mitbringen, die neugierig bleiben. Eine Welt, die im Wandel ist. Forschung, Technik und Fortschritt entwickelt sich doch nur mit denen, die Interesse zeigen, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen. Im deutschen Schulwesen wird der Lernende als stiller Beobachtender zurückgebliebener Information hineingezwungen. Da schaue ich auch lieber aus dem Fenster, weil da bewegt sich wenigstens etwas. Ich frage nicht „Was ist mit der Jugend los“. Ich frage Sie: „Was ist mit der Pädagogik los?“ Mein Verständnis von Pädagogik unterscheidet sich maßgeblich von dem, was ich immer wieder von Erfahrenen zu hören bekomme. Verfechter der alten Erziehungsmethoden hoffen auf Kontrolle durch Dominanz. „Das letzte Wort habe Ich!“, tönt es aus den Reihen. Aber was kann mir jemand beibringen, der nur seine Wahrheit kennt. „Wo kommen wir da hin, wenn es keine Regeln mehr gibt!“, ruft mir einer zu. „Dann hat der Mensch endlich mal eine Chance, sich wieder zu regenerieren.“, antworte ich. In so einer Welt möchte ich keine Kinder setzen, die kontrolliert. Ich möchte nicht in einer Welt leben, die stagniert.

Der Wandel ist unaufhaltbar, liebe Zuhörer*innen. Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn es nicht die Kritischen gegeben hätte, die alles hinterfragt hätten. Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn die jungen Leute nicht aufgestanden wären und mutig dagegen gesteuert hätten. Das, was noch in der heutigen Kultur an radikalen Erziehungsansätzen lebt, hat – jetzt wird es historisch unangenehm – zum Teil dazu geführt, dass wir ohne zu denken Menschenleben geopfert haben. Das KZ Sachsenhausen ist der traurige Beweis dafür. Ängste vor Grenzüberschreitungen und Kontrollverlust bemächtigen niemanden so zu handeln. Warum fangen wir nicht erstmal bei uns an und bleiben freundlich. Sind ein Vorbild. Setzen uns mit den aktuellen Themen auseinander. Respektieren die aktuelle Situation wie sie ist. Zeigen Wertschätzung. Strahlen Interesse aus. Bleiben authentisch. Druck erzeugt immer Gegendruck und eine Beziehungsgestaltung wird erschwert. Also bleibt uns doch die Perspektive offen, uns fortzubilden. Wissen anzuschaffen. Wir sind nie fertig uns Neuerungen anzueignen. Unser Gehirn darf weiter lernen und sich verbessern. Dann lasst uns mal durch Kinderaugen die neue Welt ansehen. Es ist erstaunlich, was man dann plötzlich wahrnimmt. Jetzt will sie auch noch, dass wir auf Fort – und Weiterbildung gehen, wo wir doch schon genug um die Ohren haben! Ja, das will ich. Ich will, dass es zur Pflicht wird, dass man auf dem aktuellen Stand ist. Ich will, dass unsere Vorbilder regelmäßig Coachings machen und sich selbst begegnen. Um das Wohl der Kinder und Jugendlichen willen. Dreizehn Jahre verbringen wir, wenn alles gut läuft, mit unterschiedlichsten Lehrkräften, die uns das Leben für mindestens ein Schuljahr zur Hölle machen können. Acht Stunden pro Tag in einer fünf Tage-Woche bin ich mit Menschen in einem Raum zusammen, die von einem Verantwortlichen geleitet werden. Und das Einzige, was ich für das Leben mitnehmen will, ist: Sicherheit, Wertschätzung und Liebe. Nur dann kann ich gedeihen. Und die beste Version meines Selbst werden. Darum sollte es in der Pädagogik gehen: Um eine gute Erde, in der die Samen des Säers gedeihen können. Das braucht Zeit. Das braucht Zuwendung. Das braucht Geduld und vor allem Wissen, wie ich so eine Topfpflanze manchmal auch durch den kalten Winter bringe. Dafür brauche ich Herz, Neugier und einen gewissen Anspruch an mich selbst.